Wir heissen Sie und Euch zu dieser Reihe willkommen, die unter dem Stichwort und Hashtag #unbequem steht: Die hartnäckige Nachfrage zu einem Vortrag auf einer wissenschaftlichen Konferenz, der Tweet, der Transparenz in Gesetzesvorhaben bringt und die Initiative, welche festgefahrene gesellschaftliche Strukturen ins Wanken bringen kann, sie sind alle unbequem im Sinne von kritisch-wissenschaftlich, im Sinne von proaktiv-gesellschaftsverändernd und somit auch im Sinne von Daniel Hürlimann. Seine wissenschaftlichen Tätigkeiten in zahlreichen Rechtsbereichen und weit darüber hinaus geben uns Anlass diese Reihe zu lancieren, seine Überlegungen weiterzudenken und zu diskutieren. Und genau deshalb ist ihm die vorliegende Reihe gewidmet.
Hinter uns liegen nun Monate, in denen wir auf oftmals unbequeme Art und Weise aus unserem Lebensalltag herausgeholt wurden. Das Unbequeme haben wir hierbei jedoch nicht als lästig oder störend aufgefasst, sondern als anregend, das Nachdenken fördernd, verstanden. In diesem Sinne möchten wir auch diese Sui-generis-Sonderreihe einleiten und über die kommenden Monate und evtl. gar Jahre fortführen. «Unbequem» drückt für uns eine Geisteshaltung aus, eine Art, zu sein. «[D]urch seine Art jemandem Schwierigkeiten bereitend, ihn in seiner Ruhe oder in einem Vorhaben störend», definiert der Duden treffend.[1]
Die in dieser Reihe publizierten Beiträge sollen einerseits einen Einblick gewähren in die zahlreichen Forschungs- und Politikfelder, die von Daniel Hürlimann mitgeprägt wurden. Dazu gehören auch zahlreiche Projekte, in denen er neben sui generis ebenfalls involviert war, wie bspw. entscheidsuche.ch oder das Open Legal Lab in Magglingen. Andererseits soll die Reihe auch Platz schaffen für Beiträge zur psychischen Gesundheit, die zum Beispiel für Hochschulen durchaus unbequem sein mögen.
Wir sind bei der Konzeption dieser Reihe mit dem sog. Werther Effekt (Suizidnachahmungseffekt) konfrontiert. Dabei handelt es sich um den vielfach nachgewiesenen, kausalen Zusammenhang zwischen publik gemachten, ausführlich beschriebenen Suiziden und dem Anstieg von Suizidraten in der Gesellschaft. Diesem steht der Papageno Effekt gegenüber, dem zufolge Berichte darüber, wie Menschen eine Krisensituation ohne suizidales Verhalten bewältigen, eine präventive Wirkung zeigen. Während der Erstgenannte zu vermeiden ist, sollte der zweite, präventive Effekt durch entsprechende Publikationen im Idealfall erreicht werden. Zwischen diesen beiden Polen existieren zahlreiche Graubereiche, die wir als Herausgebende zusammen mit den Autorinnen und Autoren für jeden Beitrag individuell austarieren müssen.
So auch für dieses Vorwort. Als Rechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler war dies jedoch nur dank fachlicher Unterstützung möglich. Ganz besonders danken möchten wir deshalb Herrn Philipp Schmutz[2], der uns im Rahmen dieser Reihe sehr unterstützt. Bedanken möchten wir uns auch bei den zahlreichen Autorinnen und Autoren, die sich für entsprechende Gespräche bereit erklärt haben. Sie alle haben die Lancierung dieser Reihe erst möglich gemacht. In diesem Zusammenhang möchten wir zudem auch Sie, liebe Leserin, lieber Leser, direkt ansprechen: Sofern Sie, aus welchen Gründen auch immer, akut Hilfe brauchen, dann zögern Sie bitte nicht, diese auch in Anspruch zu nehmen. Hilfe steht zahlreich, unmittelbar und in verschiedenen Formen zur Verfügung: zum Beispiel bei Freunden, der Familie, dem Hausarzt bzw. der Hausärztin, der dargebotenen Hand (telefonisch unter 143), dem Portal www.maenner-staerken.de und beim Krisen Interventionszentrum Zürich (jederzeit unter 044 296 73 10). Weitere Informationen finden Sie zudem unter www.reden-kann-retten.ch.
Hier stehen wir nun mit diesem Editorial, am Ende eines langen Weges. Er war unbequem, weil er uns aus der Komfortzone geholt hat. Dafür haben wir viel dazugelernt. Und doch ist es erst der Anfang des weiteren Verlaufs dieser #unbequem Reihe bei sui generis, der zu weiteren spannenden Erkenntnissen, Diskussionen, Einblicken und fachlichem Austausch führen wird. Das ist unsere Hoffnung für diese besondere Reihe. Die einzelnen Publikationen werden in unregelmässigen Abständen bei sui generis in der Kategorie #unbequem erscheinen und unter diesem Kennzeichen auch auf Twitter und anderensozialen Medien auffindbar sein. Am Jahresende werden die Beiträge im Jahresband von sui generis abgedruckt. Um diesem besonderen Format Rechnung zu tragen, durchlaufen die Beiträge allerdings nicht wie sonst bei sui generis üblich ein doppelblindes Peer-Review-Verfahren, sondern werden von uns Herausgebenden gelesen und kommentiert.
Die Reihe ist ein kollaboratives Projekt, das uns als Herausgebende, die Autorinnen und Autoren, Sie als Leserinnen und Leser und die breite Öffentlichkeit mit den wissenschaftlichen Themenschwerpunkten von Daniel Hürlimann verbindet und sie weiterleben lässt. Sie soll somit keine Einbahnstrasse sein, sondern regen Austausch inspirieren. In diesem Sinne freuen wir uns auch stets über Rückmeldungen, Anregungen und Kritik, die uns per E-Mail am einfachsten unter unbequem@sui-generis.ch erreichen.